Abfall oder etwas mehr?

Projekttage 2016 im Martha-Schanzenbach-Gymnasium in Gengenbach

Der Kronkorken, die leere Chipstüte, ein löchriger Fahrradschlauch: Die Aufzählung der Sachen, die wir üblicherweise als Abfall deklarieren, könnte noch ewig weiter gehen. Dass es sich lohnt, sie alle vor dem Wurf in den Müllsack etwas genauer anzuschauen, hat uns Pippi Langstrumpf ans Herz gelegt. Und wer schon einmal eine der großartigen Assemblagen vom Merz-Künstler Kurt Schwitters gesehen hat, kann auf die Idee kommen, dass Astrid Lindgren sich von ihnen zu ihrer rothaarigen Sachensucherin inspirieren ließ.

Auf große Kunst waren Annett Andersch und ich zwar nicht aus, als wir unser Projekt „Wer sagt denn, dass das Abfall ist?“ den Schülern des Martha-Schanzenbach-Gymnasiums, Gengenbach, anboten. Aber wir wollten ihnen schon vor Augen führen, wie viel Schönes sich noch aus scheinbar Nutzlosem machen lässt. Dass dafür Phantasie notwendig ist, war allen klar. Wie viel Handarbeit dahinter steckt, entdeckten die Kinder dagegen im Laufe der drei Tage. Wer geschickte Hände hatte, war eindeutig im Vorteil.

Die Teilnehmer der kleine Projektgruppe (sechs Kinder aus der 5. und 6. Klassenstufe) gingen am ersten Tag mit ganz unterschiedlichem Schwung ans Werk. Doch übers Wochenende kamen sogar den sehr Vorsichtigen die Ideen, was sie noch an neu Gefundenem in ihre Collagen einarbeiten könnten. Auch das Interesse der mal kurz vorbei schauenden anderen Schüler erwies sich als guter Ansporn. Ihr „Ey cool, was Du machst“, ließ sogar den Gamer zur Nadel greifen: Schließlich wollte er die von ihm um das Wort „NICHTS“ ergänzte Postkarte unbedingt fallsicher in die Fahrradspeichen hängen.

Was Schüler, Lehrer und die am Abend des dritten Tages zum Sommerfest erschienenen Eltern begeisterte, waren unsere „Guerilla“-Aktionen im öffentlichen Raum. Die aufgepeppte Fahrradfelge im Baum vor der Schule, die Collagen an einem Eisenträger im Pausenhof und die beiden Werke am Treppengeländer fanden viel positive Beachtung. Deshalb haben zwei Schülerinnen und ich am Abend vor den Ferien unsere Treppenhaus-Collagen abgeschnitten und gesichert. Die Renovierung der Schule hätten sie sonst nicht überstanden. So aber können sie nach dem Schulbeginn wieder am Geländer hängen.

Ein paar Nachsätze zum Nachdenken: Der einfachste, feste Knoten stellte nicht nur den Gamer vor echte Probleme. Auch bei einigen der Teilnehmerinnen gab es erst einmal Knoten im Hirn, bis der Katzenkopfknoten richtig saß. Das war schon bei den Grundschulkindern in Rammersweier so. Schuhe binden konnten sie alle. Knoten knoten noch lange nicht. Durch die Projekttage haben sie da etwas dazu gelernt. Also: Wer sagt denn, dass das wertlos ist?

ein paar Fotos