Juni, Juli, August: An sieben Tagen insgesamt war ich in diesem Zeitraum im Vogtsbauernhof. Bei meist über 30 Grad stand ich im Schatten des großen Dachs vor dem Falkenhof. Und auf dem Webrahmen wuchsen in der Zeit eine schmale Decke und noch ein Stoff für kleinere Schmusekissen. Das Interesse der Besucherinnen und Besucher war groß, gleich welchen Alters. Die Farben der Kette – für mich sind es die Farben des Himmels plus etwas Grün – haben Interessierte angelockt. Als ich dann am letzten Tag, am 18. August, das Gewebe vom Rahmen herunternehmen konnte, gab es überraschte Ohh-Rufe und Herzchenaugen. Dabei war das, was zu sehen war, „nur“ Gewebe. Bis daraus Decke und Kissen wurden, gab es noch ziemlich viel zu tun.
Zunächst mussten die Webfehler ausgemerzt werden. Das waren zum Glück sehr wenige, die sich dank Leinwandbindung auch relativ einfach korrigieren ließen. 180 Knopfloch-Stiche brauchte es, um die Kette am Kissenstoff zu sichern. Dann konnte ich den Stoffteil abschneiden, ohne Gefahr zu laufen, dass sich die Schussfäden aus der Kette lösen. Die Mammut-Aufgabe wartete aber noch auf mich: 180 Fransen knoten und (weil es einfach schöner aussieht) drehen, stand an. Wohlgemerkt: Fransen drehen ist eine Strafarbeit. Aber für eine Decke, die auch als Stola benutzt werden kann, geben gedrehte Fransen den besonderen Schliff. Das wollte ich nicht ignorieren.
Nach all dem Sticken, Knoten und Drehen war längst noch nicht Schluss. Noch fehlte die Kalt-Heiß-Behandlung mit Wasser, die aus dem Gewebe einen Stoff macht, plus die warme Wäsche im Wollwaschgang der Waschmaschine und schließlich das Anwalken im Trockner. Bei all dem muss ich zwar nicht viel tun. Aber Geduld ist schon noch gefragt. Erst wenn ich die komplett getrocknete Decke in den Händen halte, mir probeweise über die Schulter legen kann, weiß ich, ob meine himmelsfarbene Decke ein Liebhaberstück geworden ist. Das seine Liebhaberin, seinen Liebhaber findet. Ich bin gespannt.